Rio Ucayali

Typical Day on Board

Da Iquiotos die größte Stadt der Welt ist, die nicht mit einer Strasse verbunden ist, hat, wer von Pucallpa nach Iquitos reisen möchte, zwei Möglichkeiten: man kann fliegen oder man kann das Boot nehmen. Wir entschieden uns für die viertägige Bootsfahrt. So eine Bootsfahrt stellt man sich ja erst einmal total abenteuerlich, und ja, auch ein wenig romantisch vor. Man hat Boote vor Augen, wie die Dampfschiffe aus dem 19. Jahrhundert, die den Mississippi hoch und runter gefahren sind. Man stellt sich Hängematten auf einem Deck vor, die gemütlich im Wind hin und herschaukeln, während man seinen Blick über den wilden Urwald zur Linken und Rechten am Flussufer gleiten lässt. Die Realität sieht dann leider ganz anders aus und ihre hässliche Fratze lässt einen für einen Augenblick erschaudern.

Pucallpa Port

Das Problem fängt schon damit an, dass es unmöglich ist eine wahrheitsgemäße Information darüber zu bekommen, wann die Boote eigentlich losfahren. Ein “Reisebüro” odfer ähnliches für die Boote existiert nicht. So bleibt einem nichts anderes übrig als persönlich zu Hafen zu laufen und zu hoffen gewünschte Information dort zu erhalten. An den jeweiligen Booten hängen zwar Kreidetafeln, an denen der Abfahrtstag vermerkt ist. Jedoch sind diese sehr unzuverlässlich. Meistens steht an der Kreidetafel “Mañana”, was dann so lange Gültigkeit hat, bis das Boot wirklich bereit ist den Hafen zu verlassen, woraufhin das “Mañana” zu “Hoy” gewechselt wird. Nachdem man also auf die Kreidetafeln nichts geben kann, hat man noch die Möglichkeit so viele Leute am Hafen wie möglich zu fragen. Diese werden dir unter Garantie varierende Antworten geben. Aus den Auswahlmöglichkeiten kann man dann die Mitte wählen oder die Antwort, die am häufigsten gefallen ist. Kurzum: man kann nicht mit Sicherheit sagen, wann das Boot den Hafen verlassen wir. Dieser Umstand sowie der Wunsch dir den besten Platz an Bord mit deiner Hängematte zu sichern, zwingt dich bereits ein bis zwei Tage vorher an Bord, bevor das Boot überhaupt daran denkt auch nur seine Motoren anzuschmeißen.

Jungle of Hammocks

Wir kamen am Vortag an Bord, hatten aber bereits zu diesem Zeitpunkt unsere Probleme einen Platz zu finden, wo auch nur zwei Hängematten nebeneinander Platz haben konnten. Ich habe mich schon in der ersten Nacht sehr beengt gefühlt, sollte aber feststellen, dass es durchaus schlimmer wird. Am Tag der Abreise rauschten noch etwa 100 weitere Menschen an Bord. Darunter auch eine Familie bestehend aus vier Frauen, einem Mann und vier Kleinkindern, die es für eine gute Idee hielt den Platz unter unseren Hängematten zu vereinnahmen. Nach berets zwei Tagen Bootsfahrt war ich bereit eines der Kinder über Bord zu schmeissen, die tragbare Kindertoilette, die der Haufen mit sich führte und selten säuberte fing an zu stinken, und man hatte Schwirigkeiten nicht auf den Essensresten auszurutschen, die sie überall auf den Boden verteilten.

Passengers on the Boat

Ja so eine Bootsfahrt ist nicht für jeden etwas. Man teilt sich das Boot mit etwa 250 anderen Menschen, Jason scheute den Vergleich zu einem Gefängnis nicht, und sechs Toilletten. Das Licht an Bord wird sehr spät ausgeschaltet und wenn es dann endlich dunkel ist wird dein Hängemattennachbar sein Radio anschalten. Wurde dieser endlich zur Ruhe gebracht kann man unter Garantie davon ausgehen, dass irgendein Blag das Plärren anfängt. Das Essen, denkt man, ist gar nicht so schlecht, bis man dann eines besseren belehrt wird, wenn man Durchfall davon bekommt. Ja, ja: “Eine Bootsfahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt, die ist schön… (A boat trip that is funny, a boat trip that is nice)”

Vendors Rushing on Board with Produce

Fried Piranha

Sieht man über all diese Dinge hinweg, gerät man doch durchaus auch oft genug in Situationen, in denen man fast Spaß an der ganzen Reise hat. Der wilde Urwald fließt tatsächlich gemächlich zu deiner Rechten und Linken vorbei und ist dabei sehr schön anzuschauen. Bei Sonnenauf – und untergang ist es fast friedlich an Bord. Immer wenn man an einen Hafen kommt strömen Unmengen von Verkäufern an Bord, die alles möglich Erdenkliche verkaufen. An Deck werden Karten gespielt und Hühner spazieren geführt. Die Tage in der Hängematte sind fast gemütlich. Die Bootsfahrt von Pucallpa nach Iquitos war zwar nicht das spaßigste Ereignis, das ich jemals mitgemacht habe, war jedoch eine Erfahrung wert und wir wären wahrscheinlich beide sehr enttäuscht gewesen, hätten wir diese Erfahren verpasst.

Sunset on the Rio Ucayali

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2 Kommentare auf "Rio Ucayali"

  1. Brenton
    19/02/2011 um 19:46 Permalink

    Also keine 24 Stunden Pizza Buffet huh?

  2. Jason
    25/02/2011 um 15:17 Permalink

    bei, es war definitiv nicht diese Art von Kreuzfahrt!

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